Das Projekt



"NEUES STYLING - NEUE WIRKUNG - Du wärst gern morgen ein neues Du? Also reifer, sympathischer oder cooler? Du würdest gern edler aussehen? Oder mit deinem Styling den Jungs positiv auffallen? Gott sei Dank liest du die BRAVO GiRL!. Denn mit diesen Star-Tricks kannst du werden, wer du willst!"


Der Titel dieser Mädchenzeitschrift trifft das Bild über den Wert von Schönheit in der heutigen Gesellschaft wie den Nagel auf den Kopf. Tagtäglich werden wir mit Bildern von schönen Menschen in den Zeitschriften und auf Werbeplakaten konfrontiert. Magazine propagieren uns, wie wir auszusehen haben, um, wie in diesem Beispiel, beliebter zu sein oder beim anderen Geschlecht landen zu können.

Unser Aussehen wird zum Kern unserer Identität und es ist leicht, mit unserem Äußeren auch ganz einfach mal eben ein neues Selbst zu erfinden.

Gerade im Jugendalter spielt die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper eine große Rolle. Dieser verändert sich und wir müssen lernen, diese Veränderungen anzunehmen und damit umzugehen. Die Jugendphase ist gekennzeichnet durch die Arbeit an der eigenen Identität - Fragen wie Wer bin ich? Wer werde ich sein? Und Wie will ich sein? rücken in den Mittelpunkt. Die Medien können dabei eine Orientierungshilfe sein - sie bilden einen Raum um nach Identifikationsmöglichkeiten zu suchen, eigene Interessen zu finden und zu verfolgen und Identitäten und Rollen auszuprobieren und mit ihnen zu spielen.
Durch Kommunikation mit ihrem Umfeld arbeiten Jugendliche an ihrer Identität, sie erfahren ihre Wirkung auf Andere und beeinflussen diese auch wechselseitig. Bei der Kommunikation mit Medien ist dies anders. Medien können missverstanden werden, sie können dem Rezipienten kein Feedback drauf geben, ob er sie falsch oder richtig versteht und sie können sich nicht bei der Vermittlung ihrer Inhalte auf ihr Gegenüber einstellen. Bei der Fülle an Informationen wird es immer schwerer, die Intention der Medien zu begreifen - wollen sie nur informieren, unterhalten oder mir Anweisungen geben, wie ich zu sein habe? Diese Fragen lassen sich nur schwer beantworten - gerade in einer Zeit, in der sich Realität und Fiktion in den Medien immer mehr vermischen und die Grenzen dazwischen kaum noch erkennbar sind. So können Sendungen wie Germany's Next Topmodel einerseits unterhaltsamen "Zickenkrieg" bieten, andererseits aber auch ein sehr verzerrtes Bild von Schönheit - und das schon bei teilweise extrem jungen Mädchen - erschaffen: Jede kann schön sein und Erfolg haben, wenn sie sich nur anstrengt.

Jugendliche müssen also lernen, mit den in medialer Form dargebotenen Werten richtig umzugehen und sie richtig zu interpretieren. An dieser Stelle spielt die Medienpädagogik eine entscheidende Rolle. Sie kann als Mittler zwischen Mensch und Medium eingesetzt werden und schließt somit die Kommunikationslücke zwischen ihnen.

Die aktive Medienarbeit als Teil der handlungsorientierten Medienpädagogik hat sich dies zum Ziel gesetzt. Durch gemeinschaftliches Arbeiten in Projekten mit und über Medien können sich Jugendliche kreativ und selbstständig mit ihrer Lebenswelt auseinandersetzen und so lernen, mediale Prozesse zu durchschauen und ihre Inhalte kritisch zu hinterfragen.

Im Projekt "Schön. Gemacht!", das im Zeitraum Dezember 2009/Januar 2010 im Frauenzentrum "Tea Treff" in Burg statt fand, setzen sich die Schülerinnen einer Klasse im Berufsgrundjahr der Berufsschule Burg im Alter von 15-17 Jahren mit Schönheitsbildern in den Medien und deren möglichem Einfluss auf ihre Identität auseinander. Dies geschah über verschiedene mediale und kreative Wege.

Einen Einstieg in das Thema sollte die Bewertung von Schönheitsbildern im Medium Zeitschrift bieten. Wie das Beispiel der Bravo Girl! Zeigt, drehen sich die Themen in solchen Mädchenzeitschriften fast ausschließlich um Mode und Styling. Die Mädchen erarbeiteten anhand von Collagen die wichtigsten Inhalte von verschiedenen Magazinen um Stereotype, Rollenbilder und andere Einflussnehmende Faktoren zu erkennen.

In einem weiteren Teil beschäftigen sich die Mädchen mit Hilfe der Fotografie mit ihrer eigenen Identität und derer ihrer Mitschülerinnen. Das Spielen und Probieren mit dem eigenen Körper mit Hilfe von Kostümen und Make-Up, sollte die Mädchen ermutigen, neue Seiten an sich zu entdecken und mit den verschiedenen Dimensionen ihrer Identität zu experimentieren.

Des Weiteren sollten die Mädchen auch eine andere Sichtweise auf das Thema Schönheit bekommen. Dazu führten die Teilnehmerinnen Meinungsinterviews in der Burger Innenstadt durch und konnten sich so mit den verschiedenen Meinungen anderer Menschen aus den verschiedensten Altersgruppen und sozialen Hintergründen auseinander setzen.

Auf den gemeinschaftlichen Aspekt des Projekts wurde sehr viel Wert gelegt - die Theorie des symbolischen Interaktionismus besagt, dass sich Identität nur im Austausch mit anderen entwickeln kann - durch Beobachtung der Reaktionen anderer auf einen selbst und durch Hineinversetzen in sein Gegenüber. Identitätsarbeit bedeutet auch immer, sich mit den Augen anderer sehen zu können. Im Projekt wurde von daher viel geredet und die Mädchen wurden angeregt, sich untereinander auszutauschen, bei den Aufgaben zu unterstützen und gemeinsame Standpunkte zu finden.